NIAS

Untersuchung traditioneller Konstruktionen und Methoden für erdbebensicheres Bauen in Nias

Artikel [pdf – 567 kB]: RESEARCH OF ENVIRONMENTAL ADAPTATION OF TRADITIONAL BUILDING CONSTRUCTIONS AND TECHNIQUES IN NIAS

Artikel [doc] STUDIERENDE PLANEN FÜR TSUNAMI OPFER

Projektpartner

  • M.Arch. Dr.Eng. Laretna T. Adishakti,
    Gadjah Mada University Yogjakarta Indonesien und
    ICOMOS (International Committee for Monuments and Sites) Indonesien
  • Pater Johannes Hämmerle,
    Kapuziner Mission und Pusaka Museum, Gunung Sitoli, Nias, Indonesien
  • Ao Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Erich Lehner,
    Institut für Architekturgeschichte und Bauforschung, Technische Universität Wien
  • Dipl.Ing. Petra Gruber,
    Institut für Hochbau, Technische Universität Wien
  • Dipl.-Ing. Dr.techn. Ulrike Herbig,
    Institut für vergleichende Architekturforschung – IVA
  • Eine Kooperation mit der Caritas Österreich, die seit Jänner 2005 vor Ort Hilfe leistet ist in
    Verhandlung.

Erdbebensicheres Bauen mit traditioneller Architektur

Die Tsunami-Katastrophe vom 26. Dezember 2004 hat die indonesische Insel Sumatra ins Bewusstsein der Weltöffentlichkeit gerückt. Weltweit zwar weniger beachtet, aber genau so heftig wurde drei Monate später – im März 2005 – die Sumatra vorgelagerte Insel Nias von schweren Erdbeben erschüttert. Über 1000 Menschen starben in den Trümmern der fast gänzlich zerstörten Bausubstanz. Erstaunlich ist, dass sich lediglich die traditionelle Architektur Sumatras und Nias’ als erdbebensicher erwiesen hat. Ganz im Gegensatz zu den neu errichteten Bauten. Was macht die traditionelle Bauweise so stabil und sicher und wie kann die dortige Bevölkerung davon profitieren? Bei einem zweimonatigen Lokalaugenschein im Sommer 2005 werden WissenschafterInnen der Technischen Universität Wien in Nias, Indonesien, dieser Frage nachgehen und sowohl Konstruktionen und Methoden traditioneller Bauten untersuchen als auch Planungsgrundlagen für ein nachhaltiges und erdbebensicheres Bauen entwickeln.

Traditionelle Architektur ist erdbebensicherer, das hat sich in Dörfern Indonesiens gezeigt, in denen die traditionellen Bautechniken bis heute erhalten sind. Die traditionelle Architektur der indonesischen Insel Nias ist somit ein herausragendes Beispiel für die Anpassung an lokale Gegebenheiten. Die Lage der Siedlungen auf den Hügelkuppen, das verwendete Material Holz und die besondere Bauweise – Zonierung in drei Ebenen: Aufständerung, kohärente Konstruktion des Wohngeschosses, extrem hohes leichtes Dach – sind Resultat eines jahrhundertlangen Entwicklungsprozesses.

Die Häuser bieten ausgezeichneten Schutz vor dem feucht-heißen Klima und sind gleichzeitig in Hinblick auf die immer wiederkehrenden Erdbeben – ausgelöst durch das Aufeinanderdrücken der indisch-australischen Platte auf die eurasische im Meer vor Sumatra – ausgeklügelt konstruiert. Die Erdbeben der letzten Monate in Nias haben einen deutlichen Beweis für die Stabilität der Konstruktionen geboten.

Altes Architektonisches Wissen sichern

Trotz dieser zahlreichen Vorteile ist das Wissen um die traditionellen Methoden im Schwinden begriffen. Dem will das Institut für Architektur und Entwerfen, Abteilung für Hochbau, Konstruktion, Installation und Entwerfen, an der TU Wien in Zusammenarbeit mit dem an der TU ansässigen Verein Institut für vergleichende Architekturforschung nun mit dem aktuellen Forschungsprojekt „Untersuchung traditioneller Konstruktionen und Methoden für ein erdbebensicheres Bauen in Nias“ entgegen wirken. Ziel des Forschungsprojekts ist die Analyse traditioneller Bautechniken und deren Verwendungsmöglichkeiten für zukünftige Bauprojekte.

Dazu werden Bauaufnahmen aus den letzten Jahren mit neuen Aufnahmen nach den Erdbeben verglichen. Die Veränderungen an den Häuser und Dorfstrukturen werden dokumentiert, die Schäden qualitativ und soweit möglich quantitativ festgestellt und die Ursachen des Versagens ermittelt. Im Wintersemester 2005/2006 werden die Ergebnisse der Bauaufnahmen als Grundlage für ein Entwerfen an der Abteilung für Hochbau, Konstruktion, Installation und Entwerfen einfließen. Im Zuge dieser Lehrveranstaltung sollen neue Erkenntnisse zur Implementierung traditioneller Techniken und Methoden in zukünftige Planungen gewonnen werden.

Ziel

Das Ziel des vorliegenden Projekts ist die Analyse traditioneller Bautechniken und deren Verwendungsmöglichkeiten für zukünftige Bauprojekte. Dazu sollen Bauaufnahmen aus den letzten Jahren mit neuen Aufnahmen, nach den Erdbeben verglichen werden. Das Ergebnis der Untersuchung ist eine detaillierte Beschreibung der Funktionsweise traditioneller Bautechniken und ein Ausblick auf Anwendungsmöglichkeiten bei der Planung und Errichtung neuer Bauten in Nias. Die wissenschaftlichen Resultate werden zugleich auch in allgemein verständlicher Form in einer filmischen Dokumentation zusammengefasst. Mit diesem Medium soll die Bevölkerung in Nias die Möglichkeit bekommen, die Vorteiler ihrer vorhandenen Bautechniken aus einem neuen Blickwinkel kennen zu lernen. Auf diese Weise wird ein Anreiz geschaffen eigene Traditionen neu aufleben zu lasse, bestehende Häuser zu erhalten und die tradierten Techniken auch bei neuen Gebäuden anzuwenden. In Zusammenarbeit mit Pater Johannes Hämmerle können Bauprojekte und Renovierungsmaßnahmen auch finanziell unterstützt werden.

Zeitplan

Aug. 03 Dokumentation typischer traditioneller Bauten in Nias
Dez. 04 Tsunami – Katastrophe trifft Nias
Mär. 05 Schwere Erdbeben zerstören 85% der modernen Bausubstanz
Traditionelle Bauten wurden zum Teil in Mitleidenschaft gezogen
Apr. 05 Start des Projekts Nias, Kooperationsvereinbarungen
Jul. 05 Vorrecherche in Nias; Beginn Filmdokumentation
Jul. 05 Erste Analyse der Daten mit Statikern und Bauingenieuren
Aug. 05 Umfassende Bauaufnahme beschädigter, zerstörter und intakter traditioneller
Bauten.
Sep.–Okt. 05 Auswertung der Bauaufnahmen und Untersuchung der Objekte
Okt.-Jan. 06 Lehrveranstaltung Entwerfen TU Wien und Gadjah Mada University
Jan. 06 Fertigstellung des Films und Anschauungsmaterial für Nias
Ende Jan. 06 Projektpräsentation in Nias mit Übergabe der Materialien

Rückfragen bei den Projektkoordinatorinnen

Dipl.-Ing. Petra Gruber
Institut für Architektur und Entwerfen
Abteilung für Hochbau, Konstruktion, Installation und Entwerfen
Technische Universität Wien
Karlsplatz 13 / 253-5, 1040 Wien
T.: +43-1-58801×27022
E-Mail: gruber@hb2.tuwien.ac.at

Dipl.-Ing. Dr.techn. Ulrike Herbig
Institut für vergleichende Architekturforschung
c/o Technische Universität Wien
Karlsplatz 13/251-1, 1040 Wien
Tel.: +43-1-5262274
Mobil: 0664/5053174
E-Mail: uh@iva-icra.org