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Jänner 2003

INHALT:

IVA/ICRA Das Institut für vergleichende Architekturforschung stellt sich vor Pressetext
STRAPAMO Projekt: BAU - Trust
Spezialforschungsbereich
Anlass
Grundannahme
Intention
Partnerinstitutionen
IVA im Web
Aus der Presse
Vereinigte Welterbestätten

IVA/ICRA Das Institut für vergleichende Architekturforschung stellt sich vor
Pressetext

Die gebaute Umwelt ist das Ergebnis eines komplexen Arrangements von Kunst, Technologie, menschlicher Bedürfnisse und Verhaltensweisen, sowie den Gegebenheiten der natürlichen Umwelt. Daher erfordert das Planen und Schaffen von Bauten, wie auch die Erforschung und das Verstehen der Evolution der Architektur ein vielschichtiges Wissen, das von einer Wissenschaft alleine in seiner Gesamtheit nicht mehr abgedeckt werden kann. Erst im Zusammenwirken von Experten verschiedener geistes- und naturwissenschaftlicher Disziplinen ist eine weitgehende Annäherung an das komplexe Thema möglich. Es gilt die Möglichkeiten der weltweiten Vernetzung zu nutzen um Vergleiche und Gegenüberstellungen verschiedenster internationaler Baukulturen und Architekturtraditionen anzustellen. Erst diese globale Sichtweise gestattet einen umfassenden Einblick in die Evolution der gebauten Umwelt und wird für eine seriöse Forschungsarbeit zur Notwendigkeit.

Auf Basis dieser Konzeptionen entstand in zwei sehr unterschiedlichen Instituten der technischen Universität Wien und der Universität Wien die Idee ein Institut zu gründen, um ein Forum für interdisziplinäre Forschungsprojekte zu schaffen. Das Institut für vergleichende Architekturforschung - IVA wurde im September 2002 von ao. Prof DI Dr Erich Lehner, Institut für Baukunst, TU Wien und ao. Prof. Mag. Dr Hermann Mückler, Institut für Ethnologie, Kultur - und Sozialanthropologie mit der Unterstützung engagierter Wissenschafter, Studenten und Enthusiasten gegründet. Das IVA ist ein wissenschaftlicher Verein zur Förderung eines interdisziplinären, transnational orientierten Vergleichs geistes- und naturwissenschaftlicher Aspekte in der Architektur. In Projekten, die mehrere Disziplinen umfassen sollen Methoden und Systemen zur Analyse der Wechselbeziehung zwischen gestalteter und natürlicher Umwelt entwickelt werden.

Die Grundlage für das IVA entstand in verschiedenen interdisziplinären Forschungsarbeiten, welche die beteiligten Institute in der Vergangenheit bereits erfolgreich abgewickelt haben. Die Projekte "Solar Town Ladakh", “The Cultural Heritages of Western Samoa and Fiji Islands“ und “Titicaca - Tourismusentwicklung auf der Sonneninsel” hatten die mehrschichtige Dokumentation von Architektur zum Inhalt. Das Ziel aller Studien ist es auf Grundlage interdisziplinärer Feldforschungen Systeme zu erarbeiten, die eine Basis für zukünftige Planungsaufgaben bilden. Zentrales Element der Arbeiten ist die Zusammenarbeit mit Stellen und Personen vor Ort um ein besseres Verständnis für lokale Bedürfnisse und Traditionen zu erhalten. Die Erkenntnisse, welche aus Studien dieser Art gewonnen werden können, dienen als Grundlage für die Erstellung allgemeingültiger Thesen, Richtlinien und Theoreme, die sich, im Gegensatz zu vergangenen Forschungsansätzen im Gebiet der Architektur auf eine breitere Basis, in wissenschaftlicher und geografischer Hinsicht stützen können.

Das Institut für vergleichende Architekturforschung stellt, im Rahmen dieses wissenschaftlichen Konzepts, ein Forum zur Initiierung, Konzeption, Planung, Finanzierung und Koordination von interdisziplinären Forschungsprojekten dar. Das IVA kann von Wissenschaftern dazu genutzt werden in einem interdisziplinären, internationalen Kreis von Wissenschaftern disziplinübergreifende Forschungsvorhaben zu initiieren, zu definieren und zu finanzieren. In Rahmen von Vortragsreihen, Seminaren, Workshops, Publikationen und Projektcoaching Antragsunterstützung wird das IVA interdisziplinäres wissenschaftliches Arbeiten im Bereich der vergleichenden Architekturforschung betreiben und fördern.

Nachdem gerade im Bereich der Wissenschaft der wirtschaftliche Aspekt eine immer größere Rolle spielt, will sich das Institut für vergleichende Architekturforschung dafür einsetzten gerade Wissenschaftsbereiche und interdisziplinäre Forschungsvorhaben, die bisher noch nicht tatkräftig finanziell unterstützt wurden durch das gemeinsame Auftreten zu stärken.

Neben der Definition und der Umsetzung neuer Projekte „Die Spiele der Wojwodina“, „Cultural Heritages of New Caledonia“ oder „Lehmbau in Nordmexico und den Südweststaaten“ wird an dem Zustandekommen einer Basisfinanzierung für den Verein gearbeitet.

Eine Forschung auf der breiten Basis, wie sie das IVA betreibt wird zu einem besseren Verständnis der Evolution der Architektur und ihres Einflusses auf die Umwelt und ihrer Bewohner beitragen. Auf diese Weise kann sich der Universitätsstandort Wien zu einem neuen Zentrum für Architekturforschung auf innovativen und zukunftweisenden Ebene entwickeln. (UH)

Hinweise zu den erwähnten Projekten unter www.baukunst.tuwien.ac.at.

STRAPAMO Projekt: BAU - Trust
Das IVA in Zusammenarbeit mit dem Bautechnischen Institut Linz

Ziel des Projekts ist ein Firmennetz für die Koordinierung des Qualitätsüberwachungssystems im Bereich der Hoch- Tief- und Verkehrsbau der beiden Länder aufzubauen. Diese Firmennetz soll nicht die Rolle der in beiden Ländern auf höchste wirtschafts- und politischer Ebene schon vorhandenen, auf ähnliche Ziele gerichteten Institute übernehmen, sondern im Interesse der kleineren und mittleren Unternehmen, bei der Aufklärung und Informationsverteilung als Katalysator und Beschleuniger ergänzend wirken.

Wir möchten also keineswegs Verwaltungsaufgaben übernehmen, sondern als unabhängige, unbefangene freiwillige Vereinigung auf die neuen Situationen schnell und innovativ reagieren, bzw. alternative Lösungen darstellen, die durch Zusammenarbeit wirtschaftlicher verwirklichbar sind.

a. Als erster Schritt wird von WM UNGARN eine Studie erwartet, welche die Lage der Qualitätsüberwachungs- und Normungssystems in beiden Länder darstellt und die technischen und wirtschaftlichen Vorteile, die möglichen Auswirkungen im Bereich der Innovation und Technologie dieser Kooperation schildert (Innovation ist meistens die Auflösung von Widersprüchen zwischen verschiedenen Parametern eines Systems, bzw. des Widerspruchs zwischen der technischen Gegebenheiten und der Anwendung. Die neue Normen und die Qualitätssicherung sind die Grundlagen jeder technischen Entwicklung. Sie dürfen nicht durch Überbürokratisierung gegen der Innovation wirken, sondern die Überwachende Stellen, die meistens auch Forschungszentren sind, können bei kleineren Firmen zur Hebung des technischen Niveaus beitragen.

b. Das BTI ist momentan in erste Linie im Hochbau, darunter in den Ziegel- und Betonfertigteilindustrie involviert und sieht daher Möglichkeiten in einer gemeinsamen Forschung und Qualitätsprüfung im Bereich der Festigkeit, Schallschutz, Wärmedämmung, Materialoptimierung, Umwelteinflüsse usw. dieser Produkte und bietet seine Kontakte in Österreich den ungarischen Partnern an.

c. Das BTI möchte seine Kompetenzen im Bereich der Holzbau erweitern und hat deswegen Kontakt mit dem Holzcluster in Österreich aufgenommen, und möchte mit EMI, bzw. mit anderen Firmen auch in diesem Bereich zusammenarbeiten. Einige besondere Bereiche dieser Zusammenarbeit seien nur erwähnt: Passivhaus und Fertighausbau in Holzrahmenbauweise.

d. Das BTI hat Partnerinstitute, die in der Prüfung im Straßenbau, Schallschutz und Brandverhütung besondere Erfahrungen haben. Als Verbindung zu den obigen (1-3) Themen bieten sich hier folgende Anschlussmöglichkeiten:

o Aufdeckung der Parallelitäten und Komplementaritäten in den Prüfmöglichkeiten der entsprechenden ungarischen und österreichischen Institute (Akkreditierungsumfang, Prüfgeräte usw.) . Es können Prüfkostenersparnisse und breitere Marktbereich für die Produkte und Firmen durch Ausnutzung der Ergänzungsmöglichkeiten im Prüfwesen bzw. durch gegenseitige Anerkennung der Prüfergebnisse erzielt werden.

o Gemeinsame Forschung (im 6. EU - Rahmenprogramm) neuer Materialien und Konstruktionen bei den Verkehrswegen, wie z.B. Verwendung von Recyclingbeton im Stahlbetonbau, Lärmschutzwänden aus Beton oder Holz, Schubverbindung zwischen Ortbeton und Fertigteil, bzw. Arbeitsfugen, Nutzung von Faserverstärkung für Erhöhung der Frühfestigkeit, Duktlilität und Brandwiderstand der Betonkonstruktionen, Instandhaltung und Isolierung von Baukonstruktionen usw. Die Ziele der 6. Rahmenprogramms sind nicht mehr technisch ausgerichtet, sondern im Mittelpunkt steht der Mensch. Wir müssen also solche Nischen finden wo die technischen-, menschlichen- und Umweltaspekte gemeinsam zu einem Integrationsprojekt wachsen können.

Im Rahmen des STRAPAMO Projekts BAU-Trust liegt die Hauptaufgabe des IVA in folgenden Bereichen:

Im Zuge des Projekts wird ein Informationssystem erstellt zum Zweck der Dokumentation und des Monitorings von Gebäuden, Ensembles und Ortsbildern mit Einbeziehung der Öffentlichkeit. An Hand eines Pilotsystems für eine Gemeinde wird eine Datenbank erstellt, in der die einzelnen Gebäude erfasst werden. Inhalt der Aufnahme sind die genaue Form des Objekts, seine Lage innerhalb der Siedlung, sowie die bau- sowie die energietechnischen Merkmale. Das Datenbankdesign basiert auf einer bestehenden Vorstudie und bietet die Möglichkeit einer zentralen Verwaltung von Daten, die über das Internet eingegeben werden können.

In Zusammenarbeit mit der Bevölkerung wird ein Kataster der Bauwerke erstellt. Nach der Einführung des Informationssystems haben die Gemeindemitglieder die Möglichkeit eigene Informationen über ihre Gebäude in das Informationssystem einzugeben. Durch die Mitwirkung an der Erfassung von Daten erwerben sich die Teilnehmer Rechte und fachliche Unterstützung. So können Personen, die bereits eine Eingabe in das System geleistet haben ein Urteil über andere Projektvorhaben oder durchgeführte Projekte abgeben. Damit bietet sich eine direkte Form der Bürgerbeteiligung. Für bau- und energietechnische Fragen stehen den Teilnehmenden die Mitglieder des BAU-Trust Netzwerkes zur Verfügung. Daraus entsteht eine enge Zusammenarbeit zwischen Wissenschaftern, Technikern und Bevölkerung.

Eine periodische Zusammenfassung der Einträge in das System erlaubt eine Analyse über die Bautätigkeit in der Gemeinde, sowie das Erkennen eines möglichen Trends

Die Verwertung der Eingaben bietet für die Kooperationspartner eine Material- und Bestandsaufnahme und dadurch die Möglichkeit von direkte Bedarfsanalysen der Entwicklung von Mechanismen zur Einführung und Implementierung neuer Werkstoffe und Energiesysteme.

Spezialforschungsbereich „World Heritage in the Digital Age“ - Entwicklung von Konzepten und Methoden zur nachhaltigen Auseinandersetzung mit dem natürlichen und kulturellen Erbe

Anlass

30 Jähriges Bestehen der Konvention zum Schutz des natürlichen und kulturellen Erbes, welche von der 17 ten Generalversammlung der UNESCO (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organization) vom 17 Oktober bis 21. November 1972 in Paris beschlossen wurde.

Grundannahme

Im Rahmen dieser Konferenz wurde als ein Mittel der Umsetzung der Konvention die Welterbeliste ins Leben gerufen. Um ein Objekt, ein Ensemble oder eine Region in der Liste aufzunehmen, müssen strenge Richtlinien erfüllt werden. Angesichts der Tatsache, dass die Welterbeliste mittlerweile einen unproportional großen Anteil an europäischen Kultur- und Naturgütern beinhaltet, lässt die Vermutung nahe liegen, dass das Verfahren zur Aufnahme und die Erfüllung der formalen Kriterien (nicht der tatsächlichen Kriterien!) für viele Länder zu einer unbezahlbaren und damit nicht erreichbaren Hürde wird.

Intention

Im Rahmen des Spezialforschungsbereichs sollen Methoden, Konzepte und Verfahren entwickelt werden, zur umfassenden, interdisziplinären Dokumentation und Analyse von natürlichem und kulturellen Erbe. Der Schwerpunkt dabei soll auf die wechselweise Beziehung zwischen gebauten und natürlichem Raum liegen. Die Zusammenfassung von Forschungsergebnissen verschiedener Fachrichtungen in einheitliche Systeme wird als Grundlage für tiefgreifende und nachhaltige Analysemethoden historischer Entwicklungen und die Modellierung zukünftiger Szenarien dienen. Nur durch die Verbindung von Natur- und Geisterwissenschaften wird eine Zugang zur gebauten Umwelt, deren sozialen Einfluss und dessen Beziehung zur natürlichen Umwelt greifbar. Erstmals sollen für das Gebiet der Architektur Methoden entwickelt werden, die einen so breiten multithematische Zugang zu Objekten, Ensembles und Regionen ermöglicht.

Partnerinstitutionen

Folgende Institutionen würden sich für eine Partnerschaft und eine zukünftige gemeinsame Arbeit anbieten, bzw. sollten angesprochen werden:

"Alliance for Nature" (AFN) (siehe beigefügter Artikel)

ICOMOS Österreich

CIPA ISPRS-ICOMOS

TICCIH

Und weitere siehe online-newsletter

www.iva-icra.org <http://www.iva-icra.org/>

IVA im Web

Es gibt bereits einen Webspace für das Institut für vergleichende Architekurforschung, der unter dem schönen URL www.iva-icra.org erreichbar sein wird. Die Gestaltung der Seiten wird vermutlich Günter Zöhrer in bekannt charmanter Marnier übernehmen, wir teilen die Fertigstellung mit.

Für alle Mitglieder des IVA besteht die Möglichkeit einer eigenen Emailadresse : name@iva-icra.org.

Aus der Presse

© DER STANDARD, 20. Jänner 2003

Vereinigte Welterbestätten

Mit Partnerschaften zwischen Unesco-Welterbestätten soll eine Basis geschaffen werden, die Hilfeleistungen für die Stätten in ärmeren Ländern ermöglicht. Die Alliance for Nature bemüht sich derzeit vorrangig um die Achsen Wien-Havanna und Graz-Torun (Polen).

Klaus-Peter Schmidt
Wien - Nicht nur kulturell, auch wirtschaftlich soll sich die Partnerschaft zwischen den Städten Wien und Havanna noch besser auswirken. Um dies zu erreichen, wird am Donnerstag Christian Schuhböck, Chef der "Alliance for Nature" (AFN) zu weiteren Gesprächen mit dem kubanischen Botschafter in Wien, José Ramón Cabañas, zusammentreffen.

Denn es gibt bereits Kooperationsabkommen zwischen den beiden Städten, dies hat sich bisher aber nur auf Infrastruktureinrichtungen wie etwa die Lieferung einiger Müllabfuhrautos beschränkt. Nun sollte sich die Hilfe der Stadt Wien auch auf Restaurierungsarbeiten von kulturhistorisch bedeutsamen Bauwerken Havannas erstrecken.

Schuhböck nennt konkret das "Hotel Vienna" an der Plaza Vieja, ein Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, das - wie viele historische Bauwerke in Havanna - durch Wirbelstürme und Meeressalzeinwirkung stark beschädigt wurde. Die Alliance sucht nun heimische Institutionen und Firmen, die sich in Havanna an den Restaurierungsarbeiten beteiligen. Interessierte mögen sich bei der AFN (siehe Webtipp) melden.

Schuhböck weist in diesem Zusammenhang auf eine schon erfolgte Investition aus Österreich hin. Direkt gegenüber dem "Hotel Vienna"-Gebäude wird demnächst eine Wiener Brauerei eine Niederlassung errichten.

Astronomische Basis

Auch zwischen der derzeitigen Europa-Kluturhauptstadt Graz mit seiner Altstadt als Kulturerbe und der polnischen Stadt Torun (seit fünf Jahren Kulturerbestadt) soll eine Partnerschaft entstehen. Die Basis ist gewissermaßen eine astronomische: In Torun (das damals Thorn hieß) wurde Nikolaus Kopernikus geboren, Graz ist als langjährige Wirkungsstätte von Johannes Kepler bekannt. Für Ende März ist in Graz eine entsprechende Großveranstaltung für ein Kooperationsmanifest geplant. Dabei sollen auch die Expolitiker Helmut Kohl und Michail Gorbatschow als Befürworter von Welterbepartnerschaften auftreten.

Längerfristiges Ziel all dieser Bemühungen ist, formell "World Heritage Partnerships" (Welterbepartnerschaften) zu schaffen. Durch konkrete Hilfeleistungen sollen zukünftig Welterbestätten reicher Länder Welterbestätten ärmerer Länder technisch, finanziell und wissenschaftlich helfen. Eine solche Partnerschaft hat die AFN schon herbeigeführt, jene zwischen der Semmeringbahn und der Darjeeling-Himalaja-Eisenbahn.
www.alliancefornature.at

Informationsblatt des Institutes für vergleichende Architekturforschung
Newsletter of the Institute for comparative Research in Architecture

Institut für vergleichende Architekturforschung c/o Technische Universität Wien Karlsplatz 13 / 251 A-1040 Wien Austria
+43 1 58801 / 25101 www.iva-icra.org office@iva-icra.org