Kraton: traditionelle Konzepte indonesischer Palastanlagen – Beispiele aus Cirebon und Java
Dipl.Ing. Dr.phil. Dr.techn. Christoph Müller
Zeit: 28.05.2009, 19:00 Uhr
Ort: Technische Universität Wien Hörsaal 14a, Stg. 3, 3. Stock Karlsplatz 13 1040 Wien
Im Anschluss Getränke und Platz zum Plaudern am Institut für Kunstgeschichte, Bauforschung und Denkmalpflege.
Indonesien, ein Gebilde, dass erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts weitgehend aus Niederländisch-Indien entstand, mit einer Vielzahl von Völkern, Sprachen, Kulturen und ebenso Religionen, lag immer im Spannungsfeld der großen Kulturkreise von China und vor allem Indien. Dennoch war Südostasien nicht bloß ein Schmelztiegel dieser beiden mächtigen Einflusssphären, es gelang vielmehr die Einflüsse aufzunehmen und mit den eigenen indigenen Traditionen und Kulturen zu verbinden und zu vermischen. Die unterschiedlichen Palastanlagen von Sumatra bis nach Neuguinea zeigen Ideen und Konzepte, welche sowohl Anleihen bei den großen Kulturen Asiens als auch bei den europäischen Kolonialmächten und den altbewährten indigenen Traditionen der Inselwelt selbst nahmen. Gerade diese überlieferten Bräuche, Sitten und tradierten Handwerkstechniken waren immer ein Bestandteil der Architektur und Kunst, und neue Einflüsse wurden gerne übernommen ohne die Traditionen wirklich aufzugeben. Es entstanden neue, eigene Formen und Konzepte, welche aber dennoch einer Kontinuität folgten und nur selten einen vollkommenen Bruch zum Althergebrachten darstellten. Zwischen Indien und China an einer der bedeutendsten Handelstrassen der Welt hinterließen Religionen wie Hinduismus, Buddhismus, Islam und schließlich auch das Christentum ihre Spuren in Kultur, Kunst, aber auch in der Architektur.
Viele Palastanlagen sind auch heute noch weitgehend lebendige Anlagen, die ihr Äußeres und Inneres von Zeit zu Zeit ändern und kaum über längere Zeit unberührt bleiben. Durch ihren derzeitigen Zustand und der gesellschaftlichen Entwicklung der letzten sechzig Jahre, scheinen sich die oft schlichten Palastbauten weit unter ihren Wert zu schlagen. Der Wandel von einer Kolonie in eine Republik führte zu einer weitgehenden Entmachtung der verbliebenen ohnehin einflussarmen Herrscher auf den verschiedenen Inseln. Zunehmend ihrer früheren wirtschaftlichen Basis und politischen Macht entzogen, begann die Degeneration von den meisten Höfen und der Monarchie.
Der Vortrag wird die lange und nicht unbedeutende Geschichte, Entwicklung und Strukturierung des Kratons vor allem anhand der noch erhaltenen Paläste von Cirebon im Vergleich zu Beispielen aus Sumatra, Java, Bali, Lombok und Sulawesi vorstellen.
Dipl.Ing. Dr.phil. Dr.techn. Christoph Müller *1974
Architekturstudium an der TU Wien, Kunstgeschichtestudium Universität – Wien, 2005 Rigorosum Architektur mit Auszeichnung, 2008 Rigorosum Kunstgeschichte mit Auszeichnung
seit 2003
ausgedehnte Studien- und Forschungsreisen nach Indonesien, 2003 Sumatra, Nias und Singapur, 2004 Sumatra, Bali, Lombok und Java, 2007 Java und Sulawesi, 2009 Timor und Ostindonesien arbeitet seit 2009 im Architekturbüro Hermann&Valentiny, Wien